Die G'schicht vom Brandner Kaspar    

von Franz von Kobell

 















 

Kurt Wilhelm ist der Urenkel von Franz von Kobell, dem ursprünglichen Schöpfer der Erzählung vom Brandner Kaspar. Wilhelms berühmte Bühnenfassung des Stoffes wurde hunderte Male aufgeführt und wiederholt im Fernsehen gesendet, 1980 erhielt er dafür den Bayerischen Verdienstorden. Er ist Ehrenpräsident der Turmschreiber und als Schauspieler, Regisseur und Autor weithin bekannt.

Zusammenfassung:
 
Der Brandner Kaspar war ein Schlosser und lebte mit seiner Enkelin Marei hoch oben in den Bergen am Tegernsee. Nebenbei war er auch noch ein Büchsenmacher, der die Waffen der Jäger aufgefrischte, und deshalb auch zur Jagd gehen durfte. Mit 75 war er noch sehr rüstig und dachte keineswegs ans Sterben. Eines Tages klopfte es aber an der Tür. Da kam ein ganz klapperdürres Gestell herein, hohlwangig und bleich. Er sei der Boanlkramer und sollte den Brandner Kaspar holen. "Niemals", meinte der Kaspar, es sei noch viel zu früh. "Ja willst Du denn ewig leben?" fragte der Boanlkramer den Kaspar. "Mein Vater ist 90 geworden und so alt will ich auch werden" und bot dem Tod einen Schnaps an. Sowas hatte der Boanlkramer noch nicht erlebt. Da meinte der Kaspar: "Wir zwei spielen jetzt erst mal Karten um das ewige Leben", schon mit dem Hintergedanken, den Tod zu überlisten, und ließ den Grasober verschwinden. Der Tod ahnte nicht, dass der Brandner Kaspar ihn beim Spielen bescheissen wollte und nach etlichen Runden Kirschgeist hatte der Brandner Kaspar das Spiel gewonnen und durfte 90 Jahre alt werden. Eines Tages wollte seine Enkelin Marei ihren Freund Flori vom Wildern abhalten und kam dabei bei einem Steinschlag ums Leben. Darüber war der Brandner Kaspar sehr traurig und verlor plötzlich die Freude am Leben. Inzwischen stand das Marei im Himmel vor dem Petrus. "Du bist ja das Marei vom Tegernsee, dem Brandner seine Enkelin", sagte der Petrus. "Dein Großvater sollte schon längst hier oben sein". Worauf Marei erwiderte: "Ja da kannst Du lang warten, der wird bestimmt 90 Jahre alt!" Der Petrus rief sofort den Boanlkramer herbei und fragte ihn, warum eigentlich der Brandner Kaspar noch nicht hier heroben sei. Da beichtete ihm der Boanlkramer, dass der Kaspar sein Leben beim Spiel gegen ihn gewonnen habe. Der Portner war darüber sehr erbost, woraufhin der Boanlkramer schnellstens zur Brandner Hütte zurückeilte, um dem Kaspar einen Vorschlag zu machen: "Willst Du nicht doch probeweise einmal ins Paradies schauen? Auf meinem Karren hätte ich noch Platz!" Diesmal ließ sich der Kaspar überreden und fuhr mit. Der Petrus empfing ihn an der Himmelspforte und begleitet von zwei Engeln zeigte er ihm das Paradies. Dort traf er voller Freude seine ganzen Freunde und Verwandten wieder. Erleichert holte sich schlußendlich der Boanlkramer den restlichen Kirschgeist aus dem Brandner Kaspar seiner Hütte... PROST!!!